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Es ist ein Bild, das während der Corona-Krise fast tagtäglich über die österreichischen Fernseher flackert: Eine rot-weiß-rote Fahne hängt neben jener der EU, davor sind weiße Pulte aufgebaut . Genau, ich spreche von einer Pressekonferenz der Regierung. An dem einen Pult steht Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck, an dem anderen Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Es ist der 14. Juli 2020. Aschbacher präsentiert ihr wöchentliches Statement über „Aktuelles zu Beschäftigung“. An sich nichts Besonderes. Bis sie folgendes ankündigt:

Es ist ein Bild, das während der Corona-Krise fast tagtäglich über die österreichischen Fernseher flackert: Aschbacher

„Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor die Zielgruppe der Jugendlichen. (02: 22-02:26) Dazu habe ich gemeinsam mit der Frau Wirtschaftsministerin, mit dem Sozialminister und dem Bildungsminister eine Taskforce für Jugendbeschäftigung ins Leben gerufen, wo es darum geht, allen Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen wollen. (04:32-04:47)“

„Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor die Zielgruppe der Jugendlichen. (02: Willkommen zum trend-Podcast. Mein Name ist Julia Pabst und ich habe mich für Sie in den letzten Wochen mit dem Thema Jugendarbeitslosigkeit beschäftigt - konkret damit, wie sich die Coronakrise auf den Arbeitsmarkt von jungen Erwachsenen auswirkt. Hören Sie in diesem trend-Podcast,> wie junge Betroffene, die ich dazu befragt habe, unter der Krise leiden,

„Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor die Zielgruppe der Jugendlichen. (02: > warum sie sich dabei von der Regierung im Stich gelassen fühlen, > und welche durchaus auch langfristigen Folgen das alles für die sogenannte „ verlorene Generation“ haben wird – „Verlorene Generation“ – das ist auch der Titel der dazu erschienenen trend-Covergeschichte.

Beginnen wir mit ein paar beunruhigenden Zahlen: Anfang September waren in Österreich knapp 61.000 16- bis 25-Jährige arbeitslos. Das sind so viele Menschen, wie die oberösterreichische Stadt Wels Einwohner zählt. Damit haben rund 12% der erwerbstätigen jungen Erwachsenen keinen Job. Das ist über ein Drittel mehr als im Vorjahr.

Beginnen wir mit ein paar beunruhigenden Zahlen: Dazu kommen aber noch viele Studien- und Schulabsolventen, die noch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben und damit erst gar nicht in der Arbeitslosenstatistik aufscheinen. Wie viele junge Erwachsene also wirklich auf der Straße stehen, kann niemand genau sagen.

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: Das Unternehmen hat im Juli Insolvenz angemeldet, 360 Mitarbeiter wurden gekündigt. Mit Jahresende sperrt die ATB endgültig zu.

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: Ich treffe Schlömmer am Firmenparkplatz. Neben uns fahren immer wieder LKWs vorbei. Sie transportieren die Maschinen des insolventen Unternehmens ab. Der ATB-Mutterkonzern will sie in Polen neu aufbauen.

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: OT Hannah2

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: Mir ist schon aufgefallen, dass unser Parkplatz so leer war. Und dann komme ich hinein und rechts ist die Montage, und da haben, wir haben grad Polen da, Arbeiter, die haben schon die halbe Montage weggerissen. Zu schauen, wie die uns auch noch die Maschinen wegnehmen ist grauenhaft.

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: Mit der Firmenschließung löst sich Hannahs Zukunftsplanung in Luft auf.

Eine von ihnen ist jedenfalls Hannah Schlömmer. Die 19-Jährige macht gerade eine Ausbildung zur Zerspanungstechnikerin in der ATB Motorenwerk GmbH im obersteirischen Spielberg. Damit ist aber bald Schluss: OT Hannah1

1: 20

1: Was heißt das jetzt für dich? Du bist ja grad mitten in der Lehrausbildung – im wievielten Lehrjahr bist du gerade?

1: Ich bin jetzt im dritten Lehrjahr, im März hätte ich die LAP, bis 31.12 bis dieses Jahr bin ich noch da und dann weiß ich nicht, wie ich das fertigmachen kann.

1: Hast du Angst vor der Zukunft?

1: Ja schon. Ganz sicher. Und da hab ich mir auch vorgestellt, dass ich da in der Firma bleibe und vielleicht in den Betriebsrat komme und sonst hätte ich noch Meisterschule gemacht, weil der Beruf taugt mir auch extrem, dann hätte ich die Matura gerne nachgeholt. Das weiß ich jetzt nicht, wie das läuft.

Es wird für Schlömmer nicht leicht werden, eine neue Ausbildungsstelle zu finden: Rund 23.000 Jugendliche haben laut Arbeiterkammer im Juni nach einer Lehrstelle in einem Betrieb gesucht. Im Vergleich dazu waren österreichweit nur 4.500 offene Lehrstellen ausgeschrieben. Das ergibt eine Lehrstellenlücke von über 18.200. Also 18.200 junge Leute, die ohne betriebliche Ausbildung dasitzen.

Es wird für Schlömmer nicht leicht werden, eine neue Ausbildungsstelle zu finden: In den Ballungsräumen ist die Situation besonders schlimm. In Wien kommen auf eine betriebliche Lehrstelle nämlich neun Bewerberinnen. Die Wahrscheinlichkeit dort einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist also fast gleich niedrig, wie beim Medizinstudium aufgenommen zu werden.

Es wird für Schlömmer nicht leicht werden, eine neue Ausbildungsstelle zu finden: Ähnlich schlecht steht es um die Jobchancen von jungen Studienabsolventen. Sie müssen bei dem begrenzten Jobangebot mit älteren, erfahreneren Bewerberinnen konkurrieren.

Es wird für Schlömmer nicht leicht werden, eine neue Ausbildungsstelle zu finden: Ich treffe einen Studenten an der Fakultät für Mathe und Wirtschaft der Uni Wien am Oskar-Morgenstern-Platz. Matthias Hochholzer ist 23 Jahre alt und schließt bald sein VWL Studium ab. Der Mostviertler ist groß gewachsen und sportlich schlank, seine langen Haare fallen ihm locker über die Schultern.

Es wird für Schlömmer nicht leicht werden, eine neue Ausbildungsstelle zu finden: Wie die Jobsuche bisher läuft?

OT Matthias 2 (1: 36-3:50)

OT Matthias 2 (1: Wie läuft die Jobsuche bisher?

OT Matthias 2 (1: Schlecht. Nein, nicht allzu schlecht. Obwohl ich Absagen gekriegt hab, hab ich bei meinen 7 Bewerbungen, hat mir doch die Hälfte zurückgeschrieben, ja sie haben Interesse, aber es passt halt einfach jetzt nicht. Es gibt halt viele andere Bewerber und einmal war ich dann auch in der Gesprächsrunde und selbst da hab ich das Gefühl gehabt, hmm ja, klingt gut. Aber selbst da ist eine Absage gekommen.

OT Matthias 2 (1: Hochholzer bleibt dennoch optimistisch. Was bleibt ihm auch anderes übrig? Die Einstiegsarbeitsmärkte sind verstopft. Weil niemand weiß, wie sich die Fallzahlen entwickeln werden, herrschen in vielen Unternehmen Aufnahmestopps. Es gibt schlicht und einfach viel mehr Arbeitssuchende als ausgeschriebene Stellen.

Nicht minder unangenehm ist die Situation für alle jene, die gerade ihre ersten Schritte im Berufsleben unternehmen und plötzlich wieder auf Start zurückgeworfen werden – so auch Rebecca Richter. Ich treffe mich mit der 23-Jährigen in ihrer kleinen, aber feinen Einzimmer-Altbauwohnung in Meidling. Die Wände sind hoch - Licht flutet durch die großen Fenster herein. Dafür, dass Richter erst vor knapp einen Monat hier eingezogen ist, wirkt es sehr heimelig: Kuscheltiere am Sofa, Hängepflanzen auf den Regalen und goldgerahmte Bilder an den Wänden – die Wohnung sieht aus wie aus dem Katalog eines schwedischen Möbelhauses.

Der perfekte Schein trügt aber: Richter hatte es in den letzten Monaten nicht leicht. Eigentlich hätte sie als Schauspielerin auf einem Kreuzfahrtschifft arbeiten sollen, dieser Traum ist aber schnell wieder geplatzt.

Der perfekte Schein trügt aber: Rebbecca

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Ok, China, das ist so weit weg. Ein paar Tage später hatten wir Crewbesprechung – sie sagten ok, wir brechen die Proben jetzt vorerst mal ab- bleibt aber bitte in Berlin und dann schauen weiter. Wir haben uns gedacht, ok machen wir halt zwei Wochen Pause. Und nach vier-5 Tagen haben sie gesagt, es weiß keiner, was passiert, es macht 0 Sinn, euch in Berlin zu behalten, solang man noch raus kann aus dem Land, soll man zurückfahren und der Vertrag wird erstmal gecancelt. Und dann war ich wieder in Österreich.

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Richter hatte das Glück, vom Kreuzfahrtunternehmen angestellt worden zu sein. Damit hat sie Anspruch auf Arbeitslosengeld.

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Rebbecca

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Der Vertrag ist für dich gecancelt worden – was hat das für dich finanziell bedeutet?

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: ich hab vom AMS ein bisschen Geld bekommen, bei weitem nicht, was ich am Schiff bekommen hätte, aber ich hab zum Glück bei meinen Eltern keine Miete zahlen müssen. Es hätte mich sehr viel schlimmer treffen können. Es war natürlich eine blöde Situation. Gerade als Schauspieler freut man sich, wenn man mal auf längere Zeit einen Vertrag hat – bei mir wären es doch neun Monate gewesen und dann steht man auf einmal da und hat nichts mehr.

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Perspektiven gab es mit der am bodenliegenden Kulturbranche für Richter lange keine. Diese Unsicherheit hat sie psychisch sehr belastet.

Ich bin dann Mitte / Anfang März nach Berlin zum Proben. Und dann war ich nicht mal 2 Wochen dort. Da war Corona noch neu – man hat noch gescherzt: Rebbecca

Es war sehr schwer für mich, während der Coronazeit als ich daheim war, beim Gedanken zu bleiben: OK, Rebecca du hättest eigentlich einen Job. Du hättest einen Job und du hättest bis November eine Anstellung und hättest fix bis November etwas verdient. Aber man kommt sich trotzdem so vor, als wäre es seine eigene Schuld, obwohl das null mit einem selbst zu tun hat. Weil es einfach sehr vielen Menschen so gegangen ist. Es war schon eine sehr anstrengende Zeit irgendwie.

Es war sehr schwer für mich, während der Coronazeit als ich daheim war, beim Gedanken zu bleiben: Diese Selbstzweifel sind nachvollziehbar, doch sie vergehen im Normalfall spätestens mit dem nächsten Engagement. Doch was macht das mit jungen Menschen, wenn das nächste Mal nicht und nicht daherkommen will? Wenn die Krise immer länger dauert und ein Ende des Tunnels einfach nicht in Sicht kommt?

Ein Rundruf bei Expertinnen und Experten, die sich genau damit seit Beginn der Pandemie auseinandersetzen, zeichnet ein erschreckendes Bild. Eine Krise am Beginn des Berufslebens wirke sich negativ auf die gesamte weitere Karriere aus, analysiert etwa Arbeitssoziologe Jörg Flecker von der Universität Wien: Die fehlende Erfahrung in jungen Jahren führe langfristig zu geringeren Karrierechancen. Es werde immer schwieriger, sich gegen andere erfahrenere Bewerber durchzusetzen. Eine größere Unsicherheit beim Auftreten und weitere Selbstzweifel, seien die Folge. Flecker weiter: Die Generation Corona hätte eine vergleichsweise geringere Lebens- und Arbeitszufriedenheit, einen schlechteren Gesundheitszustand, geringere Einkommenschancen und ein erhöhtes Arbeitslosigkeitsrisiko.

Doch damit nicht genug: Jugendliche Arbeitslose hätten eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken, warnt Ingrid Jagiello, die Vorsitzende des steirischen Landesverbands für Psychotherapie. Dazu kämen psychosomatische Probleme wie Bauch- und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlafprobleme.

Und eine sehr verstörende Aussage von Jagiello zeigt letztendlich die schrecklichen Ausmaße des Problems: Sehr viele Suizide entstünden daraus, dass sich junge Menschen nicht mehr wertvoll fühlen und aufgeben. Genau darauf steuern wir aber zu.

Und eine sehr verstörende Aussage von Jagiello zeigt letztendlich die schrecklichen Ausmaße des Problems: Dass es soweit nicht kommen darf, hat auch die Regierung erkannt - Sie erinnern sich…?

ASCHBACHER: „„Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor die Zielgruppe der Jugendlichen. (02:22-02:26)

Es gibt einen Bonus für Unternehmen, die jetzt Lehrlinge einstellen. Dafür wurden auch bereits 1,7 Millionen Euro ausgeschüttet. Doch das dabei angewandte Gießkannenprinzip steht unter Kritik: Expertinnen und Experten zweifeln daran, dass das Konzept wirklich Sinn mache.

Aber es gibt ja auch noch die Taskforce zur Jugendbeschäftigung. Sie soll Jugendlichen dabei helfen, einen Job oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Seit Einberufung der Arbeitsgruppe vor etwas mehr als zwei Monaten ist aber nicht viel passiert. Eine parlamentarische Anfrage der Neos zeichnet ein enttäuschendes Bild: Zehn Beamte haben sich seit Juli erst vier Mal zu je zwei Stunden getroffen. Wer genau an den Sitzungen teilgenommen hat, geht aus der Beantwortung nicht hervor, es gibt nämlich keine persönliche Nominierung der Taskforce-Mitglieder. Es wurden bisher auch keine Expertinnen eingeladen oder Stakeholder befragt. Und mit konkreten Ergebnissen kann die Taskforce, so die Auskunft des Ministeriums gegenüber dem Parlament, auch nicht aufwarten.

Aber es gibt ja auch noch die Taskforce zur Jugendbeschäftigung. Sie soll Jugendlichen dabei helfen, einen Job oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Seit Einberufung der Arbeitsgruppe vor etwas mehr als zwei Monaten ist aber nicht viel passiert. Eine parlamentarische Anfrage der Neos zeichnet ein enttäuschendes Bild: Es heißt also weiterzittern für all jene, die in Folge der Corona-Krise noch nicht einmal die erste Sprosse der Karriereleiter erklimmen konnten.

Aber es gibt ja auch noch die Taskforce zur Jugendbeschäftigung. Sie soll Jugendlichen dabei helfen, einen Job oder einen Ausbildungsplatz zu finden. Seit Einberufung der Arbeitsgruppe vor etwas mehr als zwei Monaten ist aber nicht viel passiert. Eine parlamentarische Anfrage der Neos zeichnet ein enttäuschendes Bild: Doch auch jene junge Menschen, die zumindest schon ein, zwei Sprossen geschafft haben, haben es nicht leicht – wie etwa die Gruppe der jungen Selbstständigen zeigt.

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: Auch für sie gibt es zu wenige Jobs. Die Zahl der Aufträge hält sich während der Krise in Grenzen: Bestehende Kunden halten Investitionen zurück, neue Kunden gibt es kaum. Sind junge Unternehmerinnen erst kurz im Geschäft, hatten sie noch nicht die Zeit, genügend Stammkunden zu gewinnen, die auch in der Krise Umsatz bringen. Auch finanzielle Pölster konnten sie sich noch nicht ansparen. Die staatlichen Hilfspakete sind da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: Ich treffe Philipp Martouschek in einem Wiener Hotel. Der 25-Jährige ist Student und arbeitet neben dem Studium seit fünf Jahren als selbstständiger Event- und IT-Techniker. Sein schwarzes Sakko in Kombination mit den ausgewaschenen Jeans und den sportlichen Sneakers verleiht ihm einen Touch von Silicon Valley.

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: Philipp

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: wenn man selbstständig wird, dann sitzt man am Steuer, man kann hinfahren, wohin immer man will. Und wenn ein Baum hinfällt, bremst man, fährt ein Stück zurück und umschifft das ganze. Bei Corona – das war Mitte März, hat’s geheißen, alles wird abgesagt – und plötzlich warst du nicht mehr der Fahrer, sondern der Beifahrer mit Vollgas auf eine rote Ampel, die sich gleichzeitig wieder auch entfernt, du weißt nicht, wann du dort ankommst und jetzt aktuell, wenn wir grad bei Ampeln sind, weißt du nicht, wer sie schaltet, also kann’s genauso sein, dass es dann, wenn du an der Ampel angelangst, grün ist. Oder auch nicht.

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: Martouscheks Aufträge haben sich in kürzester Zeit radikal dezimiert.

Sie sehen sich mit ganz ähnlichen Problemen konfrontiert wie ihre arbeitssuchenden Altersgenossen: Wenn man sich meine Buchungsliste anschaut, das war nur mehr rot – alles storniert und dann beginnt man mal zu zweifeln und versucht, Alternativen langsam zu finden – wohin soll die Reise gehen.

Seither ist es Martuscheks großes Thema, die Firma am Leben zu halten. Er verzichtet auf sein Gehalt und arbeitet an Tutorialvideos für ein befreundetes Unternehmen, um über die Runden zu kommen. Das eigene Leben tritt da etwas in den Hintergrund. Als Student ist er es gewöhnt, sparsam zu leben, doch ohne Einnahmen geht der soziale Abstieg sehr schnell. Der Staat unterstützt Selbstständige nämlich kaum: Der Fixkostenzuschuss kommt dem Unternehmen zu Gute und nicht den Privatpersonen. Ohne Arbeitslosenversicherung hat Martuschek keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und damit kein Sicherheitsnetz. Wenn junge Selbstständige fallen, dann prallen sie mit voller Wucht auf...

Seither ist es Martuscheks großes Thema, die Firma am Leben zu halten. Er verzichtet auf sein Gehalt und arbeitet an Tutorialvideos für ein befreundetes Unternehmen, um über die Runden zu kommen. Das eigene Leben tritt da etwas in den Hintergrund. Als Student ist er es gewöhnt, sparsam zu leben, doch ohne Einnahmen geht der soziale Abstieg sehr schnell. Der Staat unterstützt Selbstständige nämlich kaum: Lösung ist auch für sie noch keine in Sicht. Tausende junge Österreicherinnen und Österreicher fühlen sich derzeit im Stich gelassen – von der Wirtschaft, von der Gesellschaft, von der Regierung.

Seither ist es Martuscheks großes Thema, die Firma am Leben zu halten. Er verzichtet auf sein Gehalt und arbeitet an Tutorialvideos für ein befreundetes Unternehmen, um über die Runden zu kommen. Das eigene Leben tritt da etwas in den Hintergrund. Als Student ist er es gewöhnt, sparsam zu leben, doch ohne Einnahmen geht der soziale Abstieg sehr schnell. Der Staat unterstützt Selbstständige nämlich kaum: Die Situation ist, wie Ministerin Aschbacher richtig sagt „eine große Herausforderung“. Und diese besteht darin, alles zu unternehmen, dass Lehrlinge, Absolventinnen, Berufseinsteiger und junge Selbstständige auch in Zeiten einer Krise nicht von der Gesellschaft zurückgelassen werden. Sonst haben wir in Österreich tatsächlich schon bald eine verlorene Generation.